Heftige Reaktionen
Professorin Schwenzer, die im Auftrag des EJPD diesen Bericht verfasst hat, darf zufrieden sein. Der Bericht hat provoziert und Medien wie Publikum haben angebissen. Ja, bei diesen provokanten Thesen muss man einfach aufschreien, den Kopf schütteln und sich fragen, wohin das alles noch führen soll. Anders geht es nicht. Davon zeugen auch unzählige Kommentare von Leserinnen und Lesern, die von der Kommentarfunktion der Online-Zeitungen fleissig Gebrauch gemacht haben.
Wer denkt an die Kinder?
Neben Kritik an Kirche und Staat, Plädoyers für und gegen die Ehe taucht eine Frage immer wieder auf: Warum sollte die Ehe anderen Lebensformen vorgezogen werden? Man könnte an dieser Stelle auch folgende Gegenfragen stellen: „Warum genau sollte die Ehe abgewertet werden?“ Und: „Denkt man bei dieser Diskussion über Lebensformen auch an die betroffenen Kinder?“ Sie sind darauf angewiesen, dass die Erwachsenen einen guten Rahmen für sie setzen. Ich glaube, dass Kinder Vater und Mutter brauchen und dass sie sich wünschen, dass Mami und Papi für immer zusammenbleiben. Wechselnde Beziehungskonstella-tionen, stetiger Streit oder eine Scheidung belasten die Kinder enorm. Die Realität ist, dass es viele traditionelle Familien gibt, die gut funktionieren und wo Kinder Rückhalt und Geborgenheit erfahren. Wie man mit der Realität des Scheiterns umgeht, ist ein anderes Thema. Alle können Schiffbruch erleiden, auch diejenigen, die die Ehe als gottgegebene Institution anerkennen. Es ist ein Fakt, dass es mehr Scheidungen gibt als in den 80er Jahren. Muss man aber deswegen gleich die Ehe abschaffen? Wir schaffen ja auch nicht den Umweltschutz ab, weil wir es immer noch nicht geschafft haben unseren ökologischen Fussabdruck zu verkleinern. Eine Tatsache ist übrigens auch, dass die Scheidungsrate seit ein paar Jahren abnimmt.
Die Heiratsstrafe
Wenn die Ehe rechtlich abgewertet wird, dann stellt sich folglich die Frage, was an ihre Stelle kommen soll. Professorin Schwenzer schlägt vor, die Ehe soll weitgehend als symbolische Verbindung ohne rechtliche Relevanz zurückgestuft werden. Ein moderner Staat dürfe keine Familienform bevorteilen. Wenn von Bevorteilung der Ehe gesprochen wird, dann denke ich momentan immer an die Steuererklärung, die auf unserem Schreibtisch zu Hause liegt. Die Realität ist eben, dass Paare heute immer noch steuerliche Nachteile in Kauf nehmen müssen, wenn sie heiraten. Dies findet die EVP ungerecht und diskriminierend. Die EVP kämpft deshalb seit Jahren gegen diese „Heiratsstrafe“ und plädiert an dieser Stelle für eine Aufwertung der Ehe. Eine Abwertung der Ehe im Sinne dieses Gutachtens wäre mit ihrer Abschaffung gleichzusetzen. Ich hoffe sehr, dass sich diese desaströsen Ideen nicht in unserer Gesetzgebung niederschlagen werden. Fortsetzung folgt.
EVP-Kommunikationsleiter Jean-Daniel Roth